Wundmanagement
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Die Rolle spezialisierter Wundeinrichtungen auf Basis des GBA in Deutschland im Kontext mit Österreich und der Schweiz
In Deutschland gewinnen spezialisierte Wundeinrichtungen zunehmend an Bedeutung für den Gesamtbedarf, die wachsende Menge von Wundpatienten, vor allem im ambulanten Bereich, fach- und sachgerecht zu versorgen. Diese Einrichtungen bieten spezifische Fachkenntnisse, Behandlungsverfahren und Therapiemöglichkeiten für Patienten mit komplexen, chronischen und schwer heilenden Wunden.
In diesem Artikel werden wir die Bedeutung des GBA für Wundeinrichtungen in Deutschland untersuchen und aufzeigen, wie diese spezialisierten Einrichtungen zur Verbesserung der Patientenversorgung beitragen. Im Kontext dazu werfen wir einen Blick über die Grenzen, um zu sehen, wie vergleichbares in Österreich und der Schweiz organisiert ist.
Der GBA und seine Bedeutung
Der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) ist das höchste Entscheidungsgremium im deutschen Gesundheitssystem. Es setzt sich aus Vertretern der Krankenkassen, der Ärztekammern und der Krankenhausgesellschaft zusammen. Der GBA legt die Richtlinien für die medizinische Versorgung in Deutschland fest, einschließlich der Vergütungen für einzelne Leistungen. Um eine Anerkennung im GBA zu erhalten, müssen bestimmte Anforderungen und Kriterien erfüllt werden.
Spezialisierte Wundeinrichtungen und ihre Rolle:
Spezialisierte Wundeinrichtungen spielen eine wesentliche Rolle in der Verbesserung der Versorgung von Patienten mit chronischen, komplexen und schwer heilenden Wunden. Diese Einrichtungen verfügen über ein Team von Fachkräften, die auf die Behandlung und Pflege von Wunden spezialisiert sind. Dazu gehören Ärzte, Pflegepersonal, speziell weitergebildete Wundmanager: innen und Therapeuten: innen, welche die spezifischen Bedürfnisse der Patienten: innen in Bezug auf Wundheilung und Schmerzmanagement verstehen. Sie bieten eine Vielzahl von evidenzbasierten Behandlungsverfahren, wie z.B. die moderne Wundversorgung, die Verwendung von innovativen Verbandmaterialien und die Durchführung von spezialisierten Therapien. Dies alles basiert natürlich auf dem Ergebnis der primär ärztlich diagnostischen Ebene (Hauptdiagnose, Differenzialdiagnosen).
Davon abgeleitet werden entsprechend Indikation und phasengerechte Gesamtstrategien inklusive lokal-therapeutischer Verfahren geplant und umgesetzt.
Vorteile spezialisierter Wundeinrichtungen
Die Zusammenarbeit mit spezialisierten Wundeinrichtungen bietet eine Reihe von Vorteilen für die Kliniken, Hausärzte, niedergelassene Fachärzte: innen und Krankenkassen, sowie vor allem den Patienten: innen. Erstens können diese Einrichtungen Expertenwissen und -erfahrung in der Wundbehandlung bereitstellen, was zu besseren Behandlungsergebnissen führen kann.
Zweitens ermöglichen sie eine multidisziplinäre Zusammenarbeit, bei der verschiedene Fachkräfte ihre Kompetenzen kombinieren, um eine umfassende und maßgeschneiderte Versorgung zu gewährleisten. Dies kann zu kürzeren Heilungszeiten und reduzierten Krankenhausaufenthalten führen. Darüber hinaus helfen spezialisierte Wundeinrichtungen auch dabei, die Kosten im Gesundheitssystem zu reduzieren, indem sie effektive und effiziente Behandlungsverfahren anwenden und Komplikationen bei der Wundheilung verhindern.
Herausforderungen und Zukunftsaussichten
Trotz der positiven Auswirkungen spezialisierter Wundeinrichtungen stehen sie auch vor Herausforderungen. Eine Herausforderung besteht darin, genügend qualifiziertes Personal zu finden, um den steigenden Bedarf an spezialisierter Wundversorgung zu decken. Eine weitere Herausforderung besteht darin, den Zugang zu diesen Einrichtungen für alle Patienten, unabhängig von ihrem Wohnort, sicherzustellen.
Die Zukunftsaussichten für spezialisierte Wundeinrichtungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz (D.A.CH-Region) sind vielversprechend. Mit der steigenden Zahl von Patienten mit chronischen Wunden und dem wachsenden Bewusstsein für die Bedeutung einer effektiven Wundversorgung wird die Nachfrage nach spezialisierten Einrichtungen weiter zunehmen. Es ist wichtig, dass der GBA und andere relevante Akteure im Gesundheitswesen die Bedeutung dieser Einrichtungen unterstützen und Maßnahmen ergreifen, um ihren weiteren Ausbau und ihre Anerkennung zu fördern. In der Realität funktionierende Netzwerke, welche intradisziplinär, interdisziplinär und transsektoral agieren, sind ein unermesslicher Schatz für Qualität, Erfahrung, Risikomanagement effizienten Therapien. Stets die Lebensqualität des betroffenen Patienten im Fokus.
Herausforderungen für qualifizierte Weiterbildungen im Wundmanagement
Die GBA Voraussetzungen Deutschland beschreiben sowohl die Qualifikation der Leitungen als auch des ausführenden spezialisierten Wundmanagement Personals:
- https://www.g-ba.de/presse/pressemitteilungen-meldungen/804/
- https://www.g-ba.de/downloads/34-215-804/21_2019-08-15_HKP-RL_chronische-Wunden.pdf
- Gemeinsamer Bundesausschuss: https://t1p.de/y0ujg
Dazu wurde ein Curriculum vorgestellt, in welchem die Mindestvoraussetzungen aus fachlicher Sicht geschult werden müssen (thematisch), mit mindestens 84 Unterrichtseinheiten (UE) für aktive Wund-Therapeuten: innen. Dies müssen zumindest die Basisschulungen der jeweiligen Anbieter: innen erreichen oder überschreiten.
Die meisten Schulungen im deutschsprachigen Raum, welche zum Zeitpunkt der Veröffentlichung schon aktiv waren, konnten diese Mindestanforderungen in der Basisausbildung nicht vollständig erfüllen. Diese müssen nun nach Inkrafttreten dieser Voraussetzungen, ihre bisherigen Absolventen entsprechend nachschulen, um die Mindestanforderungen zu erreichen.
Schulungsanbieter, welche diese Anforderungen bereits erfüllten, müssen ihre Absolventen :innen nicht mehr zusätzlich nachschulen.
Diese sind beispielhaft alphabetisch geordnet:
- Akademie ZWM AG, Schweiz (D.A.CH-Region) - zertifizierte Schulungskonzepte speziell für Haut und Wundmanagement seit 1999, TÜV Austria zertifiziert
- DGfW - Deutsche Gesellschaft für Wundheilung e.V. seit ca. 2007
In Deutschland, soll es mittlerweile sogar Schulungsanbieter geben, welche ausschließlich über Onlinekurse essenziellen Lehrinhalte und somit Qualifikationen vermitteln.
Dies ist aus qualitätssichernder Perspektive in den allermeisten Fällen nicht ausreichend, denn die gemeinsamen Auseinandersetzungen und Diskussion im direkten Kontakt der zukünftigen Experten: innen, ist essenziell. Hier können gewisse Fähigkeiten durch Übungen & Erfahrungsaustausch (Beispiel Kompressionstherapie, Experimente von Funktionsprinzipien diverser Verbandstoffe, etc.) ermittelt und gestärkt werden.
Aus zuverlässigen Quellen soll es in Deutschland bereits Anbieter geben, welche den Schulungsteilnehmern sogar die möglichen Prüfungsfragen aushändigen, um diese schlussendlich in einer «Prüfung» zu bestehen. Dabei gibt es krasse Unterschiede über den Umfang von Prüfungsfragen bei der Basisausbildung im Wundmanagement. Die Skala reicht von ca. 25 Fragen (bei Minimalanbietern von Wissen & Sicherheit) bis zu ca. 160 Fragen im Falle der Basisweiterbildung WM-WundManager®:in bzw. WDA-WundDiplomArzt®: Ärztin.
Was für ein Affront, wenn es um Patientensicherheit, Kostenreduktion, Lebens-Qualitätsförderung geht, und vor allem dadurch gesetzliche Grundregeln unterlaufen werden, welche der zum Beispiel fordern:
- Die Behandlung muss auf dem neuesten wissenschaftlichen Stand sein, um die Sicherheit und Qualität der Patientenversorgung zu gewährleisten.
- Die Patienten: innen vertrauen uns während der Therapiephase ihren "Leib, Leben und ihre Gesundheit" an.».
- Dadurch wird diese unsere Tätigkeit am Patienten zu einer «Tätigkeit höherer Art» und verlangt dadurch eine besondere Sorgfaltspflicht.
- Es bleibt zu hoffen, dass dies gerade in Deutschland mit Argusaugen überprüft wird, im Sinne des GBA-Beschlusses.
- Die Behandlungsqualität und die Lebensqualität der Patienten:in steht hierbei im Fokus.
- Die Behandlungsdauer und damit die Gesamtkosten sollen dadurch zusätzlich reduziert werden.
Ein Blick nach Österreich und die Schweiz sei erlaubt
Das österreichische Krankenkassensystem mit der ÖGK (Österreichische Gesundheitskasse) ist derzeit weit von derartig fortschrittlichen Richtlinien, wie es der GBA in Deutschland vorgibt, entfernt. Obwohl Österreich seit 1997 ein sehr gutes Krankenpflegegesetz für die freiberufliche Tätigkeit von diplomierten/examinierten Pflegepersonals regelt. Somit ist in Österreich die Ausweitung auch des privaten ambulanten Versorgungsbereiches schwer behindert. Hier dominieren vor allem soziale ambulante Versorger wie das österreichische Rote Kreuz, Hilfswerk, etc. Durch gesetzliche Veränderungen wurden vor über zwölf Jahren diesen Organisationen die Spezialisierungen im Wundmanagement vereitelt. Das führte gerade bei diesen grossen Organisationen dazu, dass viele sehr gut ausgebildete Wundspezialisten:innen aus diesen Organisationen freigestellt wurden.
Private Anbieter müssen in Österreich über mühsame Gesuche und meist auf privat ärztlicher Basis (Wahlarzt) ihre Dienste dem Wundpatienten zur Verfügung stellen. Hierbei wird zumindest ein Teil des Behandlungshonorars an die betroffenen Patienten von der jeweiligen ÖGK zurückbezahlt.
Freiberufliche ohne Arzt haben diese Möglichkeit nicht. Hier bezahlt der Patient quasi den Tarif komplett um eine entsprechende adäquate Behandlung zu kommen.
Die Schweiz geht seit Jahrzehnten bereits einen anderen Weg. Der Weg für die Ausdehnung der ambulanten Versorgungsstrukturen, auch jene des Wundmanagements, wird nach klaren Regeln gefördert.
Die entsprechend qualifizierte Pflegefachperson kann bei der entsprechenden Behörde (Gesundheitsdirektion des jeweiligen Kantons/Bundeslandes), eine Zulassung für die freiberufliche Tätigkeit im Wundmanagement beantragen.
Nach Erhalt der Genehmigung kann diese Pflegefachperson im Bereich Wundmanagement direkt mit den Krankenkassen ihre Dienstleistungen abrechnen (Leistungskatalog MIGEL).
Der jeweilige behandelnde Arzt übergibt im ambulanten Bereich die Wundbehandlung einer solch qualifizierten Stelle. Diese darf sodann nach den Regeln der Kunst und der rechtlichen Rahmenbedingungen die lokalen therapeutischen Verfahren (Verbandstoffe) für die Dauer der übertragenen Wundbehandlungsprojekte selbst aussuchen. Der behandelnde Arzt behält grundsätzlich die Hoheit über seine Patienten: innen, wird jedoch dadurch maximal entlastet.
Die Abrechnungsmodalitäten mit speziellen Programmen, welche mit allen Krankenkassen kommunizieren, sind klar geregelt. Dadurch können geleistete Behandlungstarife umgehend oder wöchentlich bis monatlich direkt mit den Kassen erfolgreich abgerechnet werden. Dies führt natürlich zu motivierten ambulanten Wundbehandlern:innen und fördert somit den direkten Ausbau von privaten Versorgungsstrukturen unter klaren Bedingungen.
Resümee
Die ambulanten Versorgungsstrukturen in Österreich, Deutschland und der Schweiz sind aktuell sehr unterschiedlich konfiguriert.
Aus der Praxiserfahrung des Autors wäre das “Schweizer Modell” ebenso ein wirkliches Erfolgsmodell für Deutschland und Österreich.
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